Weinstöcke,
Reben
Mindestens seit
1600 sind für Montabaur Weinwirte und Regelungen für den Ausschank bezeugt[3].
Während der Import von Bier in die Stadt zu dieser Zeit ausdrücklich untersagt
war, finden wir für Wein folgende Regelung: {...} und dadurch
oder sonsten kein Wein in der Stadt zu bekommen geweßen, hat Ein
Erbar Rath ausschicken und Wein in die Stadt kauffen mueßen.“
Daraus
könnte man nun schließen, dass in der Stadt selbst Wein gekeltert wurde und
demzufolge auch in gewissem Umfang Weinbau stattgefunden hat. Da jedoch auf
Grund der geologischen und
geographischen Gegebenheiten sicher nur von einem bescheidenen Umfang
ausgegangen werden kann, war bereits ein Import von Wein behördlicherseits
geregelt und zugelassen. Einer Importerlaubnis ging allerdings eine strenge
Bestandaufnahme von Haus zu Haus durch Bürgermeister und Baumeister voraus.
Da
Bier und Wein zu dieser Zeit mehr oder weniger zu den Grundnahrungsmitteln zu
rechnen waren und zum täglichen Verzehr zur Verfügung stand, sah der Rat der
Stadt darin auch eine gute Einnahmequelle im Form einer Accise.
Seit
Jahrhunderten zählt Bier und Wein mit zu den von Klöstern produzierten
Nahrungsmitteln, die allerdings im Mittelalter weitgehend dem Eigenverbrauch
dienten.
Nach
einer Sage[5] finden wir „ {...}hier am Ausgang des Hinteren Rebstocks stand vor langen
Jahrhunderten ein kleines Frauenkloster“.
Da Sagen meist auch auf einen Kern Tatsachen zurück zu führen sind, ist
nicht auszuschließen, dass sich im Schatten der Burg tatsächlich einmal ein
Kloster befunden hat und man den frommen Nonnen bedenkenlos Weinbau
unterstellen kann.
Der
Rebstockbereich gehört mit zu den ältesten bebauten Straßen in der Stadt. Die, in diesem Bereich teilweise noch erhaltenen
historischen Häuser geben ein Zeugnis davon, indem wir an der Hausfassade
Motivschnitzereien sehen können, die auf den Wein(bau) schließen lassen. Bereits
1450 wird in einer Urkunde ein „Haus in
dem Rebenstock und 1685 wird der Name „Uffm Rebenstock“ erwähnt.
Stadtarchivar
Heinrich Fries ging dabei davon aus, dass erste Besiedlung zunächst stadtseits
am Vorderen Rebstock erfolgte. Mithin finden wir an den Schlossbergabhängen im
Nordosten und Südosten (heute „Hinterer Rebstock“) ausreichende Hangflächen zur
Anlegung von Weinstöcken. Dazu fehlt eigentlich nur eine Flurbezeichnung
„Wingert“ (oder ähnlich), die sonst auch auf (ehemalige) Weinbauflächen
hinweisen.
Auch
nach der vollständigen Bebauung des Rebstocks findet man versteckt, oft nur
durch enge kurze Gässchen zugänglich, hinter den Häusern noch kleine, manchmal
steile Gärtchen.
Bei
Heinrich Fries finden wir dann auch den Hinweis, dass sich an einem Haus in der
Bahnhofstraße, am Aufgang zur Burgstraße (Rebstock) ein stattlicher Rebstock
befunden hat, ebenso an einem Haus links am Beginn des Vorderen Rebstocks.
Gasthaus Eine andere
Interpretation geht davon aus, dass sich im Bereich des Rebstocks ein Weinausschank
/ Gasthaus befunden hat und den Namen „Zum Rebstock“ führte. Für diese
Möglichkeit liegen jedoch keine Belege
oder Hinweise vor.
Hausnamen Heinrich
Fries hält auch Hausnamen von Anwohnern als Namensgeber für das Areal für
möglich. So zitiert er Archivmaterial, dass für 1589 „das Haus der Rebenstuck“ bezeugt und bereits 1387 ein Familienname
„Rebestocker“ vorkommt. In einem
Erbschaftsfall, dessen Testament auf den 26. Juni 1450 datiert ist, wir ein „
Andreas aus dem Rebestock“ als Erblasser
genannt.
Aus
dem „Deutschen Namenslexikon“
erfahren wir jedoch, dass diese Namen (Rebmann, Reber, Rebstocke, usw.) von
Weinbergbauern abgeleitet sind.
Engagement der „Deutsch-französischen
Gesellschaft“ (DFG) (Mitteilung von
Frau Christa Graf vom 17.11.2018)
Die Deutsch-Französische
Gesellschaft Montabaur hat den Weinberg im Jahre 2007 angelegt. Auf der
Südseite des Schlossberges wurde der Hang gerodet und im Herbst wurden 21
Chardonnay-Reben aus Tonnerre und 21 Rieslingtrauben aus Deutschland gepflanzt.
Im Jahr 2009 fand die erste Ernte statt, damit wir im Jubiläumsjahr 2010 eine
Cuvée de Jumelage anbieten konnten.
Die französischen Reben hatten es
immer sehr schwer auf dem Gelände, die deutschen gediehen besser.
Der Weinberg wurde von der DFG
Montabaur aufwändig gepflegt.
Im August 2016 haben wir den
Weinberg an die ADG zurückgegeben, da die
Pflege für unsere Vorstandsmitglieder, die auch schon alle älter sind und nach
dem Tod unseres Vorstandsvorsitzenden Jörg Harlé im Jahre 2015 nicht mehr zu
schaffen war, das Gelände ist ja sehr steil. Wir sind froh, dass die ADG den
Weinberg weiterhin pflegt.
Fazit Alle möglichen
Alternativen und Interpretationen ergeben sich m. E. aus der Erläuterung zu
Ziff 1), sodass die Herleitung der Straßenbezeichnung „Rebstock“ auf -wenn auch
bescheidenen – Weinbau im Bereich des Schlossberges schlüssig hinweist.
Bernd Schrupp 01/2020
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