Karoline-Kahn-Platz

Nach dem Beschluss des Stadtrates vom 14. Dezember 2016 wurde dieser Platz an der Judengasse „Karoline-Kahn-Platz“ benannt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Gelände als Parkplatz genutzt und war Bestandteil des Namens der vorbeiführenden Judengasse. Nach der grundlegenden Sanierung der Stadtmauer in diesem Bereich und des alten Turms der Stadtbefestigung, „Schiffgen“ genannt, wurde der Platz im Jahre 2017 neu angelegt. Der neu gestaltete Platz dient zukünftig auch kleineren innerstädtischen Veranstaltungen.

In der nationalsozialistischen Zeit, in der ab November 1938 alle Juden aus Montabaur vertrieben wurden bzw. auswanderten, wurde diese Straße im Jahr 1935 in Elisabethenstraße umbenannt, was der Stadtrat im Jahre 1995 wieder rückgängig machte. Die Namensgebung erfolgte zum Gedenken an die jüdische Mitbürgerin Karoline Kahn, die am 9.November 1938 (Reichspogromnacht) von SA-Einheiten aus ihrem Haus am Vorderen Rebstock hinausgezerrt und unter schweren Misshandlungen zum Abtransport auf den großen Markt geschleift wurde.

Karoline Kahn war am 23. November 1872 in Wieseck (heute Stadtteil von Gießen/Hessen) geboren. Sie war verheiratet mit Hermann Kahn, * 31. August 1864, Viehhändler aus Mogendorf.

Seit 1896 wohnte das Ehepaar mit vier Kindern im Vorderen Rebstock 29 in Montabaur. Nachdem der Ehemann am 9. Februar 1937 bereits verstorben war, wurde die Witwe später zum Verkauf ihres Hause genötigt. Danach wohnte sie in einem jüdischen Altersheim in Frankfurt/Main. Dort ist sie am 4. Juli 1942 verstorben und wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße  bestattet.

Karoline-Kahn-Platz

(Quelle: OpenStreetMap)


Die  Judengasse:

Sechsundfünfzig Jahre nach dieser judenfeindlichen Aktion im Vorfeld der Reichpogromnacht von 1938, beantragten Schüler der Heinrich-Roth-Schule beim Bürgermeister der Stadt die Wiederherstellung der alten Straßenbezeichnung „Judengasse“. Nach umfangreichem Austausch der Argumente in den politischen Gremien für oder gegen die erneute Umbenennung, die auch teilweise zu erheblichen Irritationen führte, heißt es im Stadtratsprotokoll vom 9. Februar 1995: „Bürgermeister Possel-Dölken stellt die Empfehlung der Verwaltung vor, entsprechend dem Stand von 1938 einen Teil der Elisabethenstraße in „Judengasse“ umzubenennen.“  Ganz reibungslos ging dieser Tagesordnungspunkt dann doch nicht über die Bühne. Nach noch einmal kontroverser Debatte stimmt der Stadtrat mit 19 Ja-Stimmen, 6 Neinstimmen bei einer Enthaltung dem Verwaltungsvorschlag zu.

Über die offizielle Umbenennung und die damit verbundene Veranstaltung vom 29. März 1995 berichtet die Westerwälder Zeitung: „Seit gestern Nachmittag gibt es in Montabaur wieder ein Straßenschild mit dem Namen Judengasse. Nach einer Ansprache von Bürgermeister Possel-Dölken wurde dieses Schild im Beisein  von Schülern, Ratsmitgliedern, Bürgern und Anliegern montiert […] Mit der Umbenennung mache die Stadt Montabaur zudem das rückgängig, was ein nichtdemokratisch bestimmter Rat einst entschieden habe. Den Schülern der Hauptschule dankte Possel-Dölken ausdrücklich für ihren Einsatz. Sie hätten Interesse an Stadtgeschichte gezeigt und sich mit ihrer Initiative am kommunalpolitischen Geschehen beteiligt.“

 

Weitergehende Informationen: Judengasse 

 


Quelle:
Nach Recherchen von Claus Peter Beuthenmüller und Bernd Schrupp.


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