Historischer Stadtplan


    Stadtmauer und Stadtturm „Schiffgen“

    Die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1291 durch König Rudolf I. von Habsburg auf Betreiben des damaligen Stadtherrn, des Kurfürsten Boemund I. von Trier, gab der Stadt Montabaur das Recht, ihre unterhalb des Burgberges seit dem Frühmittelalter entstandene und im Jahr 930 erstmals erwähnte, seit 1018 kurtrierische Siedlung mit einer befestigten Stadtmauer und Stadtpforten (Stadttoren) zu umgeben und zu verschließen. Daher errichtete die Bürgerschaft zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine massive Stadtmauer mit 15 Türmen und mit 12 Stadtpforten an den Zu- und Ausfahrten und Zu- und Ausgängen der Stadt. Die Bürgerschaft hatte die Pflicht, ihre Stadt und die Stadtpforten bei Tag und bei Nacht zu bewachen und bei Gefahr mit ihrer Bürgerwehr zu verteidigen. Die Türme auf der Stadtmauer waren mit Wehrgängen auf der Stadtmauer untereinander verbunden. Die der Stadtmauer vorgelagerten „äußeren Stadtpforten“ waren untereinander durch „Gebücke“ verbunden, eine undurchdringliche Hainbuchen- und Dornenhecke, die den Zugang zur Stadt außerhalb der Stadtpforten verwehrte. An den Stadtpforten wurden im Auftrag der Kurfürsten und der Stadt von den sie passierenden Fuhrwerken, für die transportierten Handelswaren und von dem hindurch getriebenen Vieh Zölle, Abgaben und Wegegelder erhoben. Von dieser Zahlpflicht waren die Bürger der Stadt und die Landleute des Gerichtsbannbezirkes des Stadtgerichts Montabaur befreit. Mit dieser Stadtbefestigung blieb die Stadt Montabaur, die im Jahr 1534 durch einen verheerenden Stadtbrand fast ausgelöscht worden wäre, aber danach wieder aufgebaut wurde, bis zum Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert gesichert. Im Jahr 1633 musste sich die Stadt allerdings den sie seit mehreren Monaten belagernden schwedischen Truppen ergeben; der den Schlossberg verteidigenden kaiserlich-spanischen Truppe wurde freier Abzug gewährt.

    Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Stadtmauer mit ihren befestigten Türmen nach und nach im 17. und 18. Jahrhundert ihre militärische Bedeutung. Dennoch wurde sie zur Verhinderung des offenen Zugangs und zur Lenkung des Verkehrs durch die Stadttore mehrmals an verschiedenen Stellen repariert und erneuert. Die „Gebücke“ wurden in dieser Zeit zum Abholzen freigegeben bzw. verpachtet. Teilweise wurde die Stadtmauer mit Häusern angebaut bzw. überbaut, aber noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der kurtrierischen Zeit nachts in eingeteiltem Wechsel von den Bürgern oder deren Beauftragten bewacht. Die 4 Haupttore der Stadt – das Schöffentor, das Peterstor, das Sauertaler Tor und das Allmannshäuser Tor – waren in dieser Zeit noch mit Torwächtern besetzt. Nach 1800 verfielen die Stadtmauer und die Stadttürme; Steine wurden als Baumaterial verwendet. Einige erhaltene Reste der Stadtmauer, u.a. hier am Abhang zum Sauertal, und mehrere erhaltene Stadttürme erinnern heute noch an die historische Stadtbefestigung.

    Der hier noch sichtbare Stadtturm „Schiffgen“ diente der Stadt zeitweilig auch als Gefängnis oder als sog. „Bürgergehorsam“. So wurden hier im Februar 1719 bei Winterwetter zwei Stadtkorporale und 5 Schildwächter auf ein Urteil des Stadtrates für 12 Stunden eingesperrt, weil sie ihren Wachdienst am Stadttor nicht ausgeübt hatten, als abends um ½ 7 Uhr der Kurfürst Franz Ludwig von Trier aus dem Haus der Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg vor dem Tor um Einlass in die Stadt begehrte und längere Zeit auf die erst herbeigerufene Wache warten musste.