Wappen, Siegel und Symbole der Stadt Montabaur durch die Epochen - Neue Ausstellung im Erdgeschoss des historischen RathausesWappen und Siegel spielten historisch betrachtet schon früh eine
große Rolle bei der Identifizierung von Gebietskörperschaften,
Gemeinden, Institutionen, Familien und sogar einzelnen Personen. Ihr
Zweck war jedoch höchst unterschiedlich. So wurden Wappen beispielsweise
während der mittelalterlichen Ritterturniere zur Zuordnung der anonymen
(geharnischten) Ritter zu einer Familie oder einem Territorium
verwendet. Sie mussten aus diesem Grund einen möglichst hohen
Wiedererkennungswert ausweisen, durften nicht zu kleinteilig
strukturiert sein und mussten strengen heraldischen Bestimmungen
genügen. Siegel sind noch wesentlich älter als Wappen und bereits vor
etwa 5000 Jahren bezeugt. Da diese von verschiedensten
Institutionen wie städtischen Verwaltungen, Gerichten, Pfarreien oder
auch Zünften zur Beglaubigung verwendet wurden war hier eine möglichst
kleinräumige Aufteilung sogar ratsam, weil somit ihre Nachahmung
möglichst erschwert werden sollte. Außerdem wurden Siegel häufig mit
einer Überschrift versehen. Die Bestimmungen waren demnach nicht so
streng wie bei Wappen. Die wechselvolle politische Zugehörigkeit der
Stadt Montabaur vom Kurfürstentum Trier zum Fürstentum Nassau-Weilburg
zum Herzogtum Nassau zum Königreich Preußen und Deutschen Reich
korreliert sehr eng mit einer Fülle an Wappen und Siegeln, die im Laufe
der Jahrhunderte verwendet wurden und je nach politischer Großwetterlage
immer wieder wechselten. Sie spiegelt auch die deutsche Geschichte im
größeren Kontext wider. Das Team des Stadtarchivs dachte sich daher,
dass eine Ausstellung mit genauer Chronologie der Wappen, Siegel und
Fahnen unserer Stadt im Wandel der Machtverhältnisse das Interesse der
Bürgerinnen und Bürger wecken wird. Bei diesen Erwägungen spielte auch
die Tatsache eine große Rolle, dass Montabaur im überstädtischen
Vergleich durchaus über eine besonders reichhaltige Sammlung an Wappen
und Siegeln verfügt. Als Montabaur im Jahr 1291 von König Rudolf I. von
Habsburg die Stadtrechte verliehen bekam, waren kurz darauf auch die
ersten belegbaren Siegel der Stadt im Umlauf. Diese waren von nun an zur
Beglaubigung von Verträgen, Urkunden, Verordnungen und sonstigen
Dokumenten im Rahmen der Aufgaben einer Stadt notwendig. Im Vergleich zu
den 5 weiteren zeitgleich mit Montabaur mit der Stadtwürde
ausgezeichneten kurtrierischen Städten erhielt unsere Stadt allerdings
bald ein nach Größe und Detailtreue bemerkenswertes Siegel. Dieses
enthielt neben einer Überschrift ein reichhaltiges Bild einer
idealisierten (nicht vollkommen der damaligen Realität entsprechenden)
Befestigungssilhouette mit der Figur des heiligen Petrus in der Mitte,
die einen Bezug zur 959 zu Ehren des heiligen Petrus geweihten
katholischen Kirche St. Peter in Ketten darstellte. Als Symbol für die
Oberhoheit der Trierer Kurfürsten über die Stadt wurden zwei rote
Balkenkreuze auf silbernem (weißen) Feld links und rechts der Türme
integriert. Außergewöhnlich für ein Stadtwappen und eigentlich den
strikten heraldischen Vorgaben gemäß sehr problematisch wurde genau
dieses historische Stadtsiegel im Jahr 1895 als Vorlage für einen neuen
Wappenentwurf verwendet. Das auf Grundlage dieses Entwurfs genutzte
Stadtwappen von Montabaur ist bis zum heutigen Tag in Verwendung. Eine
weitere Besonderheit ist die Vielfalt an Siegeln, die Montabaur
aufweist. So gab es im Mittelalter und der Frühen Neuzeit neben den auch
andernorts existierenden spezifischen Siegeln wie etwa dem
Gerichtssiegel, dem kurfürstlichen Amtssiegel oder dem Pfarrsiegel
immerhin 11 Zunftsiegel, die von der Deckerzunft bis zur Schumacher-
oder Weberzunft reichten. Auch wandelten sich die Siegel bis weit ins
20. Jahrhundert mit jedem politischen Umbruch. Wer mehr über die
Chronologie der Siegel, Wappen und Fahnen erfahren möchte sowie wissen
möchte, wo sonst in der Stadt sich heute noch Hinweise darauf finden,
ist herzlich jederzeit dazu eingeladen, sich unsere reichhaltige
Ausstellung im historischen Rathaus anzusehen. Diese wird
voraussichtlich bis Oktober 2019 zu sehen sein. | Kontakt
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