„Kauft nicht bei Juden“ – seit 1933 wurde der
Lederwarenhändler Willy Stern in seinem Geschäft bedroht und
schikaniert. Nach der Reichspogromnacht musste er sein Haus zu einem
Spottpreis an einen Nachbarn verkaufen. Damit fand ein ganz normales
bürgerliches Familienleben in Montabaur ein jähes Ende. In
Montabaur lebten einige jüdische Familien. Ein jüdischer Friedhof
erinnert heute noch an sie. 1889 wurde die neue Synagoge eingeweiht.
Dazu waren sämtliche Honoratioren der Westerwälder Kreisstadt
eingeladen. Juden bereicherten auch das Vereinsleben in Montabaur. Willy
Stern, Jahrgang 1885, war im Vorstand des Gymnastikvereins und sang im
MGV Mendelssohn-Bartholdy mit. Ein Lehrer seines Sohnes Alfred warnte
ihn und riet ihm, sich ins Ausland abzusetzen, aber dazu fehlte der
Familie das Geld. Alfred wurde 1939 mit einem Kindertransport nach
England zu Verwandten geschickt und so gerettet.
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Willy Stern zog mit seiner Frau Betty zu den Schwiegereltern ins
hessische Herborn. Dort mussten sie aber rasch in ein so genanntes
Judenhaus umsiedeln. Von dort wurden sie 1942 in den Osten deportiert.
Ihr genaues Schicksal ist unbekannt. Willy Sterns Enkel Gerald Stern,
der in England lebt, hat mit seiner Familienforschung und zahlreichen
Besuchen maßgeblich dazu beigetragen, dass in Montabaur ein jüdisches
Mahnmal aufgestellt und mehr als 20 Stolpersteine verlegt wurden. |
Die sogenannten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig nimmt das Kulturradio des SWR zum Anlass, die Lebensgeschichten von NS-Opfern zu erzählen. Wöchentlich laufen die „SWR2 Stolpersteine“ aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg als kürzere Radiobeiträge im Programm, sie werden für Radio und Internet aufbereitet.
Weitere Infos: Stolpersteine-App des SWR Stolpersteine-Guide des SWR
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