90.000 „Neubürger“ für Montabaur – Hobby-Imker bauen Bienenkisten für die Stadt


90.000 „Neubürger“ für Montabaur


Hobby-Imker bauen Bienenkisten für die Stadt





 

Damit es in Montabaur künftig wieder häufiger summt, haben drei Hobby-Imker Bienenkisten gebaut und aufgestellt. Dabei ist ihnen der Naturschutz wichtiger als der Honigertrag, betonen die Männer.

Nur ein einziges Mal wurde Timo Maier-Wolf von einer Biene gestochen. Das war in Wirges, als er zusammen mit seinen Hobby-Imker-Freunden Thomas Seel und Markus Zühlke einen Bienenschwarm einfangen wollte. Eigentlich sei das keine schwierige Aufgabe, sagt der junge Mann. „Man hält eine Schwarmkiste unter den Ast, an dem der Bienenstamm hängt, und ruckelt, damit sich der Schwarm löst und in die Kiste hineingleitet.“ Eine völlig friedliche Maßnahme sei das. Weshalb eine Biene da anderer Meinung war und zustach? Timo Maier-Wolf schüttelt den Kopf und lacht: „Keine Ahnung, aber das macht auch nichts.“ Hauptsache der Stamm wurde möglichst vollständig umgezogen, und zwar von Wirges nach Montabaur auf eine städtische Grünanlage nahe der Wirzenborner Straße. Dort haben die Hobby-Imker drei Bienenkästen aufgestellt, um den summenden Insekten einen neuen Lebensraum zu eröffnen. Stadtbürgermeister Klaus Mies war angetan von dem Vorschlag, die Bienen im Gelbachtal anzusiedeln, und gab deshalb gerne seine Zustimmung zu dem Projekt. „Naturschutz lebt davon, dass viele Menschen mitmachen und sich mit ihren Ideen einbringen. Mit unseren „Neubürgern“ sind wir da wieder einen Schritt weiter gekommen“, so Mies, der sich bei den drei Männern für ihr Engagement bedankte.

Immer wieder habe er in den vergangenen Jahren vom weltweiten Bienensterben gehört, berichtet Thomas Seel. Das müsse verhindert werden, fand er. Und Markus Zühlke hatte festgestellt, dass „die Apfelbäume in meinem Garten nicht mehr richtig bestäubt wurden“. Zusammen mit Timo Maier-Wolf beschlossen die Beiden, die Tradition der Stadtimkerei auch in Montabaur wieder aufleben zu lassen. Sie begannen zu recherchieren. Woher bekommt man ein Bienenvolk? Welches Nahrungsangebot brauchen die Bienen für die Honigproduktion? Wo ist ein geeigneter Standort für Bienenkästen, und wie werden diese gebaut? Im Internet fanden sie fundierte Informationen. Das Projekt begann.

Ein günstiger Standort in Montabaur war schnell gefunden. Die Männer schlugen der Verwaltung vor, drei Bienenkisten zu bauen und aufzustellen.“, „Dafür hat die Stadt uns ein Gelände überlassen, das einerseits nicht leicht einzusehen ist, sodass sowohl die Bienen, als auch die Menschen geschützt sind. Andererseits konnten wir die Bienenkästen in unmittelbarer Nähe zu sehr üppig angelegten Beeten aufstellen beschreibt Maier-Wolf den Standort. Für die Tiere sei diese Nähe zu Alleebäumen, Sträuchern und Blütenpflanzen paradiesisch, weil das Nahrungsangebot umfangreich und vielfältig ist. Davon profitiert auch die Honigqualität, betont Zühlke. Schließlich gehe es ihnen nicht um die Ertragsmenge, sondern um die Güte und um den Naturschutz. 30 bis 45 Kilo Honig (also 10-15 Kilo pro Kiste) produzieren die Hobby-Imker mit ihren drei Völkern innerhalb eines Jahres. Den ersten Naturschwarm bekamen sie von einem Freund, die beiden anderen holten sie aus der Nachbargemeinde Wirges. Insgesamt sind es rund 90.000 Bienen, die die Hobby-Imker betreuen.

Das klingt nach viel Arbeit. Aber die war größtenteils geschafft, als die Männer die etwa einen Meter langen Kisten gezimmert hatten. Ein befreundeter Schreiner habe ihnen die Werkstatt überlassen, so dass lediglich Materialkosten von insgesamt rund 230 Euro für das Holz und die Mittelwände aus vorgeprägtem Wachs anfielen. Dazu kamen die Imkeranzüge und –kopfbedeckungen sowie ein Rauchbläser. Dieser wird auf den offenen Bienenstock gerichtet, um die Bienen zu beruhigen und zur Honigaufnahme anzuregen, damit der Imker am Bienenstock arbeiten kann – ohne gestochen zu werden.


 Naturschutz ist wichtiger als der Honigertrag, sagen die Hobby-Imker Markus Zühlke, Thomas Seel und Timo Maier-Wolf.

Naturschutz ist wichtiger als der Honigertrag, sagen die Hobby-Imker Markus Zühlke,
Thomas Seel und Timo Maier-Wolf.




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