Maßgeblich für diesen Wandel sind die drei Anlieger Verbandsgemeinde (VG) Montabaur mit dem Rathaus-Neubau, die Kreissparkasse Westerwald und die Immobilienfirma GIPAM, die das ehemalige Hisgen-Center verwaltet. Alle drei Partner haben erheblichen Sanierungsbedarf an ihren Gebäuden festgestellt und denken über Abriss und Neubau nach. Mit im Boot ist außerdem die Stadt Montabaur als Eigentümerin des Platzes und der darunterliegenden Tiefgarage. Aus dieser Situation heraus und dem Willen zur gemeinsam Vorgehensweise ergibt sich die einmalige Chance, den Konrad-Adenauer-Platz grundlegend neu zu überplanen und ihm eine neues städtebauliches Gesamtkonzept zu geben. Im Rahmen einer gut besuchten Einwohnerversammlung stellten die Beteiligten verschiedene Szenarien vor und zur Diskussion.
VorgeschichteDer Rathaus-Neubau stammt aus den frühen 80er Jahren und steht weitgehend im Eigentum der VG. (Einige Ladenlokale im Erdgeschoss sind in Privatbesitz.) Das Gebäude der Kreissparkasse (KSK) stammt aus derselben Zeit, das Hisgen-Center aus den 60er Jahren. In der VG wird das Thema Sanierung und/oder Umbau diskutiert seit im Rahmen einer Brandschutzüberprüfung Mängel festgestellt wurden. Auch das historische Rathaus der Stadt Montabaur hat Brandschutzmängel und ist außerdem nicht barrierefrei. Angesichts der hohen Kosten für die reine Brandschutzsanierung (1,8 Mio. €) überlegte man zunächst, zusätzlich funktionale Verbesserungen vorzunehmen. Deshalb sollte zwischen den beiden Rathäusern ein Verbindungsbau mit einem Treppenhaus entstehen, das als zweiter Rettungsweg für beide Gebäude dienen sollte. Außerdem wollte man den Aufzug in die Tiefgarage führen. Während der Vorbereitungen für diese Baumaßnahme wurden weitere erhebliche Baumängel an Dach und Fassade des VG-Rathauses sichtbar, die vorher nicht bekannt waren. Sie gaben Anlass zur Sorge und führten zu einer intensiven Begutachtung der gesamten Bausubstanz. „Inzwischen ist klar, dass heute eine Sanierung ebenso teuer und aufwändig wäre wie ein Abriss und Neubau. Allerdings könnten bei einer Sanierung im Bestand, die vielen funktionalen Nachteile, die das stark gegliederte Gebäude nun einmal hat, kaum behoben werden“, stellte Bürgermeister Edmund Schaaf fest. Ähnlich stellt sich die Situation bei den Nachbarn KSK und Hisgen-Center dar. Während im Hisgen-Center die oberen Etagen wegen baulicher Defizite seit Jahren leer stehen, hatte die KSK schon weit gediehene Pläne. „Wir haben seit Jahren nur noch kleine Schönheitsreparaturen vorgenommen. Das Gebäude entspricht weder in der praktischen Nutzung noch in energetischer Hinsicht modernen Standards und könnte auch nur schwerlich ertüchtigt werden“, so Matthias Schütz, Leiter Bau und Verwaltung bei der KSK. Auf Initiative von Bürgermeister Schaaf erklärten sich KSK und GIPAM grundsätzlich zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit. Die KSK stellt ihre Baupläne zurück bis feststeht, ob eine gemeinsame Lösung möglich ist. Diese Ausgangslage bietet nun die einmalige Chance, den Platz als Ganzes neu zu betrachten und die einzelnen Bauprojekte aufeinander abzustimmen.
Gemeinsames VorgehenIm Sommer 2012 trafen sich die drei Anlieger und Vertreter der Stadt Montabaur zu einem Workshop, um alle allgemeinen und individuellen Aspekte des Themas miteinander zu beraten und sich auf einen weiteren Fahrplan zu einigen. Begleitet wurden die Gespräche von Fachleuten aus den Gebieten Stadtplanung, Architektur, Verkehr, Verwaltung, Einzelhandel und Denkmalschutz sowie von lokalen Akteuren aus Einzelhandel und Dienstleistungssektor. Wichtigstes Fazit: Durch eine abgestimmte Vorgehensweise und ein gemeinsames Konzept kann ein hoher Mehrwert für den Platz, seine Anlieger und die ganze Stadt geschaffen werden. Außerdem können so die Belastungen durch die verschiedenen Bauprojekte reduziert werden. Die Teilnehmer formulierten weitere Anliegen, wie die Schaffung von größeren Verkaufsflächen für den Einzelhandel, eine Begrenzung des Platzes hin zur Wilhelm-Mangels-Straße, die Schaffung von Wege- und Sichtbeziehungen zur Fußgängerzone und freier Blick auf die schöne Rückseite des historischen Rathauses. Der Workshop und die folgenden Gespräche mündeten schließlich in einen gemeinsamen Auftrag an den Stadtplaner Professor Dr. Gerd Baldauf aus Stuttgart. Im Laufe des Jahres legte er verschiedene Szenarien für die Umgestaltung des Platzes vor, die von den Partnern diskutiert und weiterentwickelt wurden. So entstand schließlich Szenario 9 (siehe Infokasten und Grafik), das größtmöglichen Nutzen für jeden der Partner bietet und außerdem die Anliegen aus dem Workshop berücksichtigt. Derzeit ist das Unternehmen Drees & Sommer, das umfassenden Service rund um Immobilien bietet, mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Diese soll neben organisatorischen und planerischen Aspekten vor allem die Kosten in den Blick nehmen. „Erst wenn dieses Gutachten Ende Januar vorliegt, wissen wir, ob Szenario 9 eine Chance hat. Wir wünschen es uns“, so Bürgermeister Edmund Schaaf bei der Einwohnerversammlung, bei der Szenario 9 und zwei weitere vorgestellt wurden. Er führte weiter aus: „Wir wollen die Bürger der Verbandsgemeinde und Stadt Montabaur früh in die Überlegungen einbeziehen. Es gibt noch keine fertigen Lösungen, vielmehr noch eine Menge offener Fragen. Für Anregungen sind wir offen und dankbar.“ (zur Vergrößerung anklicken) So könnte in einigen Jahren der Konrad-Adenauer-Platz aussehen. Es handelt sich um den Entwurf eines Stadtplaners, der Gebäude als Flächen und Würfel darstellt. Für die äußere Gestalt der Gebäude sind später die Architekten zuständig. Ausgangspunkt für diesen Entwurf war die Überlegung, dass sich ein Mehrwert für den Platz vor allem dann generieren lässt, wenn die Partner bereit sind, ihre Gebäude abzureißen und die Standorte rund um den Platz zu tauschen oder zu verschieben. Kernstück des Szenario 9 ist der Abriss des jetzigen VG-Rathauses zugunsten einer großen Freifläche (de facto eines neuen Platzes) mit Blick auf das historische Rathaus. Die Neubauten der VG-Verwaltung und KSK werden durch den Abriss der Gebäude KSK und Hisgen-Center möglich. Anstelle des heutigen Hisgen-Centers und des heutigen Platzes würde ein neuer Gebäudekomplex entstehen, der Raum für die KSK, für rund 2.000 qm Einzelhandel auf zwei Ebenen sowie weitere Büroflächen für die VG-Verwaltung bieten würde. Der Komplex grenzt den Platz zur Wilhelm-Mangels-Straße und den Bushaltestellen hin ab. Der Eingang zur Tiefgarage könnte in das Gebäude integriert werden. Das neue VG-Rathaus würde an der Stelle gebaut, wo heute der Standort der KSK ist.
Da das Gelände zur Kirchstraße und zum alten Rathaus hin ansteigt, soll eine große Freitreppe an das historische Rathaus der Stadt angebaut werden. Unter diesem „Stadtbalkon“ könnten weitere Ladenflächen entstehen, ebenso in dem Pavillon-Neubau, der den „Stadtbalkon“ zur Klostergasse hin abgrenzt. Der neue Platz hätte in etwa die gleiche Größe wie der derzeitige Konrad-Adenauer-Platz, erhielte aber durch die klaren Gebäudekanten und den veränderten Zuschnitt eine neue Gestalt. Durch eine koordinierte und abschnittsweise Vorgehensweise bei den Abriss- und Neubauarbeiten könnten die Partner KSK und VG-Verwaltung ohne Zwischenlösungen, wie beispielsweise ein vorübergehender Umzug in ein anderes Gebäude, auskommen.
Weitere Szenarien können Sie hier einsehen: Entwicklungsszenarien Mehr als 100 Bürger nahmen an der Einwohnerversammlung in der Bürgerhalle teil. Die Partner stellten ihre Szenarien für den neuen Konrad-Adenauer-Platz vor: (v.l.) Projektleiterin Lydia Berressem (VG-Verwaltung), Nils Jüngerkees (GIPAM), Bürgermeister Edmund Schaaf, Stadtbeigeordneter Gerd Frink und Matthias Schütz (KSK). Weitergehende Aspekte, Stichworte, Fragen
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