Tag des offenen Archivs



„Das Archiv ist für alle da“


Einen eindrucksvollen Hauch von Geschichte spürten die zahlreich erschienenen Bürger, die am „Tag des offenen Archivs“ einen Blick in die Vergangenheit ihrer Stadt warfen.




 

Einen eindrucksvollen Hauch von Geschichte spürten die zahlreich erschienenen Bürger, die am „Tag des offenen Archivs“ einen Blick in die Vergangenheit ihrer Stadt warfen.

„Wir wollen das Interesse der Bürger an unserer Stadt wecken“, sagte Bürgermeister Klaus Mies zur Begrüßung am „Tag des offenen Archivs“ in der Bürgerhalle des Alten Rathauses und betonte: „Das Archiv ist für alle da.“ Tatsächlich kamen mehrere Dutzend Besucher, um historische Schätze, aber auch zeitgeschichtliche Dokumente anzusehen.

Zum Beispiel das älteste Schriftstück, ein mehr als 650 Jahre altes Dokument, das die Zollfreiheit der Montabaurer Tuchhändler im Jahr 1353 bestätigt, wie Archiv-Mitarbeiterin Beatrix Künzer berichtete. Gemeinsam mit Stadtarchivarin Dr. Regina Fiebich führte sie bei einem Rundgang durch jene Räume, in denen Geschichte und Geschichten der Stadt und des Umlandes gesammelt und aufbereitet werden.

Rund einen Kilometer sind die mit Urkunden, Akten und Amtbüchern gefüllten Dokumentenregale lang, sagte Archivleiterin Dr. Regina Fiebich. Hierbei wird unterschieden zwischen dem Stadt- und dem Verbandsgemeindearchiv. Während im öffentlich zugänglichen Stadtarchiv historische Dokumente aus sieben Jahrhunderten aufbewahrt werden, lagern im „Zwischenarchiv“ der Verbandsgemeindeverwaltung rund 15.000 Ordner. Die hier gesammelten Informationen in Akten, Büchern, Plänen und Karten seien „üblicherweise nicht für die Öffentlichkeit“ bestimmt, erklärte Dr. Regina Fiebich und verwies auf die Schutzwürdigkeit dieser Daten.

Aber nicht nur die Schutzwürdigkeit werde garantiert, sagte die Archivarin. Auch über die grundsätzliche Archivwürdigkeit zu entscheiden, erfordere große Sachkenntnis. Dass Dr. Regina Fiebich diese Kompetenz besitze, stellte Dr. Elsbeth Andre, Leiterin der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, fest: „Hier läuft es genau so, wie wir uns das vorstellen.“

Neben der Präsenzbibliothek, in deren Beständen jeder Bürger recherchieren kann, der Registratur und den Abteilungen mit historischen Dokumenten verwalten Dr. Fiebich und ihr Team ein Zeitungsarchiv, dessen erste Ausgaben im Jahr 1868 datieren, sowie ein Fotoarchiv. Darüber verfügt die Stadt über einen weiteren Schatz: Denn Heimatforscher Dr. Hermann Josef Roth, der Sohn des früheren Bürgermeisters und Landrats Heinrich Roth, hat der Stadt rund 1900 Schriften aus seinem Privatbesitz überlassen. Dies seien „antiquarisch wertvolle Werke“, sagte Archiv-Mitarbeiterin Beatrix Künzer.

Ebenfalls eine wichtige Bereicherung des Stadtarchivs liefert ihr zufolge der ehrenamtliche Mitarbeiter Bernd Schrupp. Er erstellt ein stadtgeschichtliches Lexikon, in dem beispielsweise die Herkunft von Straßennamen verzeichnet ist. Dieses Nachschlagewerk soll in seiner ersten Ausgabe zu Beginn des kommenden Jahres im Internet veröffentlicht werden, berichtete Dr. Fiebich, „damit der Bürger schnell darauf zugreifen und schon mal darin lesen kann“.

Nach den Führungen durch das Archiv standen am Abend zwei Vorträge in der Bürgerhalle auf dem Programm. Dr. Andre umriss in ihrem Referat die Aufgabenteilung zwischen dem Landeshauptarchiv und den örtlichen Archiven und stellte außerdem den rechtlichen Rahmen dar. Archivarbeit sei eine „kommunale Pflichtaufgabe“. Das Montabaurer Archiv erfülle seine vielfältigen Aufgaben mit Bravour: „Nicht groß, aber wirklich klasse!“, so Andres Resümee. Mit fast kriminalistischen Beispielen beschrieb Dr. Hermann Josef Roth die Möglichkeiten, die ein kommunales Archiv bietet, und seine Bedeutung für Stadt und Politik in seinem Referat „Wenn einen das Internet im Stich lässt“. Er stellte fest: „Gut gepflegt ist ein Archiv unentbehrlich für manche Entscheidungen von Verwaltungen, zum Aufdecken politischer Hintergründe, zur Klärung von Urheberrechten und Eigentumsverhältnissen sowie zur Identifizierung von Personen auf alten Bildern.“ Als kleines Schmankerl präsentierte er seinem Publikum alte Musikkassetten, auf denen der längst ausgestorbene Montabaurer Dialekt oder die Stimmen prominenter Westerwälder Bürger zu hören waren.

 

Die Akteure des „Tag des offenen Archivs“: (v.l.) Stadtbürgermeister Klaus Mies, Dr. Elsbeth Andre, Leiterin des Landeshauptarchivs, Dr. Regina Fiebich, Leiterin des Stadtarchivs, und Heimatforscher Dr. Hermann Josef Roth.

Die Akteure des „Tag des offenen Archivs“: (v.l.) Stadtbürgermeister Klaus Mies, Dr. Elsbeth Andre, Leiterin des Landeshauptarchivs, Dr. Regina Fiebich, Leiterin des Stadtarchivs, und Heimatforscher Dr. Hermann Josef Roth.

 

Bei der Führung durch das Stadtarchiv zeigt Archivmitarbeiterin Beatrix Künzer einige der jahrhundertealten Dokumente, die hier lagern.

Bei der Führung durch das Stadtarchiv zeigt Archivmitarbeiterin Beatrix Künzer einige der jahrhundertealten Dokumente, die hier lagern.

 

Das Archiv ist auch für Schüler eine Fundgrube. Am Vormittag war ein Leistungskurs Geschichte von Mons-Tabor-Gymnasium zu Gast im Archiv und erhielt eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten. Mit dabei waren Kursleiter Marcel Moning (r.) und Dr. Hermann Josef Roth.

Das Archiv ist auch für Schüler eine Fundgrube. Am Vormittag war ein Leistungskurs Geschichte von Mons-Tabor-Gymnasium zu Gast im Archiv und erhielt eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten. Mit dabei waren Kursleiter Marcel Moning (r.) und Dr. Hermann Josef Roth.

 

 


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