Ehemalige Synagoge

Standort/Lage: Wallstraße

Ehemalige Synagoge


Stadtwappen



 

WER SEINE FEHLER VERHEIMLICHT

HAT KEIN GEDEIHN, WER SIE ABER BEKENNET

UND VERLÄSST DEM WIRD VERSÖHNUNG

SALOMON 26-13

 

 



HIER STAND DIE SYNAGOGE

DER JÜDISCHEN KULTUSGEMEINDE

EINWEIHUNG AM  20-12-1883

ZERSTÖRUNG DURCH SA-ANGEHÖRIGE

IN DER KRISTALLNACHT am 9-11-1938

Erste Nachrichten über den Bau dieser Synagoge entnehmen wir dem Kreisblatt für den Unterwesterwald, Jahrgang 1882, Nr. 76, dort wird unter dem 21. September berichtet:

„Die kürzlich dahier verstorbene israelitische Ehefrau des Hrn. S. Schönfeld hat […] zur Erbauung einer Synagoge 3000 M testamentarisch vermacht“

Im Mai des folgenden Jahres konnte bereits ein Bauplatz in der Wallstraße erworben werden und es wurde mit Baubeginn noch im Laufe des Sommers  gerechnet.


Ehemalige Synagoge

Am Freitag den 20. Dezember erfolgte die feierliche Einweihung der Synagoge. Das Kreisblatt berichtet, dass nicht nur die wenigen jüdischen Mitbürger die Feier gestaltet haben, sondern weite Kreise der Stadtbevölkerung durch ihr Mitwirken ein Zeichen  religiöser Toleranz gesetzt haben. Ein Festzug setzte sich von dem alten Bethaus am vorderen Rebstock durch die festlich geschmückte Bahnhofstraße in Bewegung. In der neuen Synagoge fand nach den Reden der Honoratioren und der Schlüsselübergabe durch den Landrat an den Bezirksrabbi die Weihezeremonie statt. Der noch heute aktive Gesangverein Mendelsohn-Bartholdy umrahmte die Feier mit Gesangsbeiträgen. Der religiösen Einweihungszeremonie folgte ein Festbankett im Rathaussaal, ein Festball beendete die Feierlichkeiten. Trotz der harmonischen Stimmung in der Stadt gegenüber den Juden gingen die Ereignisse der sogenannten „Kristallnacht„ im November 1938 nicht spurlos an der Synagoge vorüber. Am 4. November wird von einem Einbruch berichtet, bei dem liturgische Geräte und Gewänder gestohlen wurden. Am 9.,10., und 11. November randalierten verblendete Menschen und SA-Männer legten Feuer an die Synagoge.

An der Stelle der ehemaligen Synagoge entstand ein gewerblich genutztes Gebäude (Autohaus), unter Einbeziehung originaler Mauerreste.

Die Synagoge verlor ihre Bedeutung in der Stadt, da nach dem Kriege keine Juden mehr in Montabaur wohnten. Am 25. Januar 2001 fand in den Räumen der ehemaligen Synagoge eine Shoa-Gedenkfeier statt, an der zum ersten Mal nach 62 Jahren noch einmal ein jüdisches Gebet gesprochen wurde.

Die letzte Nutzung als sogenanntes „Sozialkaufhaus“ endete im Jahre 2015.

Das Gebäude wurde von einem privaten Investor erworben und mit Abrissarbeiten wurde begonnen. Die bei Ausschachtungsarbeiten im April 2016 freigelegten Fundamente wurden vermessen und die Dokumentation gesichert. 

An dem Neubau, der für Wohnungen und Büros vorgesehen ist, wird nach Fertigstellung die vorübergehend abgenommene Gedenktafel wieder befestigt.


Weitere  jüdische Gedenkeinrichtungen:

  • Gedenktafeln für Opfer des Nationalsozialismus , Friedhofskapelle
  • Mahnmal jüdische Opfer, altes Rathaus / Tafel, Großer Markt
  • Jüdischer Friedhof

Bernd Schrupp, Dez. 2016



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