Am Freitag den 20. Dezember erfolgte die feierliche
Einweihung der Synagoge. Das Kreisblatt berichtet, dass nicht nur die wenigen
jüdischen Mitbürger die Feier gestaltet haben, sondern weite Kreise der Stadtbevölkerung
durch ihr Mitwirken ein Zeichen
religiöser Toleranz gesetzt haben. Ein Festzug setzte sich von dem alten
Bethaus am vorderen Rebstock durch die festlich geschmückte Bahnhofstraße in
Bewegung. In der neuen Synagoge fand nach den Reden der Honoratioren und der
Schlüsselübergabe durch den Landrat an den Bezirksrabbi die Weihezeremonie
statt. Der noch heute aktive Gesangverein Mendelsohn-Bartholdy umrahmte die
Feier mit Gesangsbeiträgen. Der religiösen Einweihungszeremonie folgte ein
Festbankett im Rathaussaal, ein Festball beendete die Feierlichkeiten. Trotz
der harmonischen Stimmung in der Stadt gegenüber den Juden gingen die
Ereignisse der sogenannten „Kristallnacht„ im November 1938 nicht spurlos an der
Synagoge vorüber. Am 4. November wird von einem Einbruch berichtet, bei dem
liturgische Geräte und Gewänder gestohlen wurden. Am 9.,10., und 11. November
randalierten verblendete Menschen und SA-Männer legten Feuer an die Synagoge.
An der Stelle der
ehemaligen Synagoge entstand ein gewerblich genutztes Gebäude (Autohaus), unter
Einbeziehung originaler Mauerreste. Die Synagoge verlor
ihre Bedeutung in der Stadt, da nach dem Kriege keine Juden mehr in Montabaur
wohnten. Am 25. Januar 2001 fand in den Räumen der ehemaligen Synagoge eine
Shoa-Gedenkfeier statt, an der zum ersten Mal nach 62 Jahren noch einmal ein
jüdisches Gebet gesprochen wurde.
Die letzte Nutzung als
sogenanntes „Sozialkaufhaus“ endete im Jahre 2015.
Das Gebäude wurde von
einem privaten Investor erworben und mit Abrissarbeiten wurde begonnen. Die bei
Ausschachtungsarbeiten im April 2016 freigelegten Fundamente wurden vermessen
und die Dokumentation gesichert.
An dem Neubau, der für
Wohnungen und Büros vorgesehen ist, wird nach Fertigstellung die vorübergehend
abgenommene Gedenktafel wieder befestigt.
Weitere jüdische Gedenkeinrichtungen:
- Gedenktafeln für Opfer
des Nationalsozialismus , Friedhofskapelle
- Mahnmal jüdische Opfer,
altes Rathaus / Tafel, Großer Markt
Bernd Schrupp, Dez. 2016
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