| Das Heilig-Geist-Hospital der
Stadt Montabaur bestand bereits im Mittelalter. Wie das erste Hospitalgebäude
ausgesehen hat, ist nicht bekannt, wohl aber der Platz, an dem es sich befand.
Es stand hinter dem Rathaus an der Stelle, die heute von dem so genannten
Rathausanbau eingenommen wird. Diese Lage ist sicherlich sorgfältig ausgesucht
worden, denn der Standort eines Hospitals hing von den Aufgaben ab, die es
wahrzunehmen hatte: |
Herbergen und Spitäler für Pilger, Wanderer sowie für
Menschen mit ansteckenden Krankheiten errichtete man außerhalb der Stadt,
Hospitäler für alte, kranke und arme Stadtbürger wurden jedoch innerhalb der
Stadtmauern errichtet. Hier, hinter dem Rathaus, floss auch der Stadtbach
vorbei, so dass das notwendige Wasser für die hygienischen Bedürfnisse der
Pfründner vorhanden war.
Die Anfänge des Hospitals zu
Montabaur liegen im Dunkeln weil die Dokumente schon frühzeitig verloren gingen
und wahrscheinlich bei einem der Stadtbrände „in rauch hingefahren“ sind, wie
der Stadtrat bereits im 18. Jahrhundert feststellte. Aber eine Nachricht blieb
erhalten. Sie stammt aus dem Jahr 1353 und berichtet von einer Kerzenstiftung
in der Hospitalkirche. Daraus kann man schließen, dass in Montabaur bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts,
wenn nicht schon früher, ein Hospital bestanden hat.
Vierundzwanzig alte und arme
Stadtbürger konnten im Hospital ihren Lebensabend verbringen, je zwölf Männer
und zwölf Frauen. Demnach war es kein Krankenhaus im heutigen Sinne, sondern
ein Alten- und Pflegeheim, ein hospitale pauperum (Armenhospital), genannt
„Hospital zum Heiligen Geist.“ Über die Aufnahme entschied der Stadtrat, die
Unterbringung war kostenlos. Das Hospital wurde durch Vermögenswerte erhalten,
die ihm durch Stiftungen zufielen. Da die eintretenden Präbender, wie die
Pfründner in Montabaur genannt wurden, größtenteils ohne Besitz waren, die
Unterhaltung des Hospitals jedoch mit hohen Kosten verbunden war, nahm man neben
den armen gelegentlich auch reiche Bürger auf, die dem Hospital erhebliche
Werte zubrachtenIm Dreißigjährigen Krieg waren 1641 auf Bitten des Stadtrats
Mitglieder des Franziskanerordens nach Montabaur gekommen. Sie sollten, was
durch die Kriegszeiten vernachlässigt worden war, regelmäßig Gottesdienste
halten und die Jugend wieder mit religiösen Inhalten bekannt machen. Auf
Anordnung des Domkapitels zogen sie in das Hospital ein und hielten in der
Hospitalkirche Gottesdienste und Unterricht für Kinder und Jugendliche. Auf
Dauer wurde es aber zu eng für Präbender und Franziskaner. 1659 wurde deshalb
ein Vergleich zwischen Stadtrat und Franziskanern geschlossen, in dem
vereinbart wurde, dass der Konvent das Hospital erhielt, die Franziskaner sich
aber verpflichteten, das gegenüber liegende Stadtbrauhaus zum Hospital
umzubauen. Außerdem mussten sie an der Stadtmauer bei der Fröschpforte ein
neues Brauhaus errichten. Nach ihm ist die heutige Biergasse benannt.So
erhielten die Präbender eine neue Bleibe. Nach 150 Jahren war der Vorder- oder
Eckbau, das älteste Gebäude auf dem Hospitalgelände, baufällig geworden, und im
Jahr 1825 entstand ein neues Hospitalgebäude. Auch dieses Gebäude sollte 150
Jahre überdauern, bis es 1974 abgerissen wurde, nachdem ein neues Hospital, das
„Alten- und Pflegeheim des Hospitalfonds Montabaur gemeinnützige GmbH“ auf der
Alberthöhe errichtet worden war.
Ingeborg Schewior, MA, 08/2016
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